Gemeinsam statt gegeneinander: Wie aus zwei Rennfahrern ein Team wurde
Alexander Fach & Dominik Fischli | 22. Februar 2022

Gemeinsam statt gegeneinander: Wie aus zwei Rennfahrern ein Team wurde

Bislang waren Alexander Fach und Dominik Fischli auf der Rennstrecke Rivalen und haben sich im Duell um den Titel im GT3 Cup der Porsche Sprint Challenge Suisse nichts geschenkt. Doch dann war plötzlich alles neu: Für die 24 Stunden von Dubai dieses Jahres, mussten sie sich das Cockpit des 911 GT3 Cup teilen. Miteinander statt gegeneinander fahren, in puncto Fahrzeugabstimmung nicht mehr nur den eigenen Weg verfolgen, den anderen nicht mehr als Gegner sehen. Der Wandel vom Kontrahenten zum Teamkollegen, stellte die beiden vor eine Herausforderung.

Beide sind ganz eigene Charaktere und sich trotzdem sehr ähnlich. Auf der einen Seite der 19-jährige Alexander. Sehr fokussiert und für sein jugendliches Alter schon erstaunlich erwachsen. Zweimal in Folge konnte er den GT3-Cup-Titel knapp für sich entscheiden. Auf der anderen Seite der gut sechs Jahre ältere Dominik, stets gut gelaunt und hellwach, dazu mit einem Strahlen im Gesicht, hinter dem sich aber ein ebenso entschlossener Rennfahrer verbirgt. Das gemeinsame Interview zeigt schnell: Die Konkurrenten schätzen sich auch ausserhalb des Cockpits sehr.

Für Fach und Fischli war der gemeinsame Start bei dem Langstreckenklassiker im Wüstenemirat eine Art Dankeschön: Zwei Jahre lang haben der Motorsport Club Suisse und die Porsche Schweiz AG die beiden Nachwuchstalente unterstützt. Nun ist das Förderprogramm plangemäss ausgelaufen, und weil es aus Sicht aller Beteiligten ein grosser Erfolg war, durften sie zum Abschluss in einem Team mit insgesamt fünf Schweizer Fahrern noch ein Endurance-Rennen bestreiten. Das musste allerdings vorzeitig beendet werden: Nach einem unverschuldeten Startunfall kamen sie gemeinsam mit den Gentlemen-Drivern Peter Hegglin, Marcel Wagner und Jan Klingelnberg zwar wieder nach vorne, ein aufgewirbelter Stein besiegelte nach zwölf Stunden jedoch das Aus.

«Diese Atmosphäre in der Wüste und die Strecke mit der Skyline von Dubai im Hintergrund – für mich war es das coolste Rennen, das ich je gefahren bin.»

Dominik Fischli

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Wie gross war die Vorfreude auf euer jeweils erstes 24-Stunden-Rennen?

Alexander Fach: Ich habe wie ein kleines Kind vor Weihnachten die Tage gezählt, bis es endlich losging!

Dominik Fischli: Dubai gehört für mich nach Le Mans und Spa-Francorchamps zu den grössten 24-Stunden-Rennen überhaupt, da ist auf jeden Fall ein Traum in Erfüllung gegangen.

 

Bisher habt ihr euch im Rennen duelliert, jetzt wart ihr als Team am Start – geht das überhaupt?

Dominik Fischli: Das war sicher aufregend, nachdem wir zwei Jahre lang im „Swiss Cup“ gegeneinander angetreten sind. Alexander war dort zum Teil etwas schneller, also war ich gespannt darauf, von ihm zu lernen und etwas mitzunehmen.

Alexander Fach: Wir haben uns im Fahrerlager schon immer gut verstanden. Die Zusammenarbeit mit ihm hat extrem viel Spass gemacht. Jeder hat seine Stärken und Schwächen, wir konnten gegenseitig voneinander profitieren.

 

Wo seht ihr denn die jeweiligen Stärken des anderen?

Dominik Fischli: Bei Alexander ist es sein ganzes Auftreten und seine Persönlichkeit. Er ist ein netter Typ, mit dem du ganz transparent reden kannst.

Alexander Fach: Ich wusste immer, dass Dominik ein harter und sehr willensstarker Arbeiter ist. Er hat mich immer angetrieben, noch mehr zu geben. Dabei haben wir uns gemeinsam entwickelt und Fortschritte parallel gemacht. Von dieser Rivalität konnten wir beide profitieren.

Dominik Fischli: Dadurch haben wir uns fahrerisch auf ein gutes Niveau gepusht. Auch wenn es auf der Strecke schon mal zum Kontakt kam…

Alexander Fach: Auch das gehört mit dazu. Unsere Positionskämpfe sind immer fair verlaufen.

«Das können wir so nicht einfach auf uns sitzen lassen!»

Alexander Fach

Statt 30-minütige Sprint- nun ein 24-Stunden-Langsstreckenrennen. Wie sehr musstet ihr euch umstellen?

Alexander Fach: Durch langsamere oder schnellere Fahrzeuge gibt es mehr Überrundungsverkehr – das kannten wir aber zum Teil schon aus den Endurance-Rennen des Porsche Sport Cup Suisse. Bei Nacht ist der Kurs nicht ausgeleuchtet. Und mit 80 Autos auf einer 5,4-Kilometer-Strecke kommt es natürlich auch zu Zwischenfällen.

Dominik Fischli: Die Boxenstopps mit Nachtanken und Fahrerwechsel waren ein spannendes Thema. Das haben wir zusammen mit unseren Teamkollegen fleissig geübt. Das sind Erfahrungen, die wir noch gut werden gebrauchen können.

 

„Rennfahren ist Leben – alles davor und danach ist bloss Warten“, hat Steve McQueen einmal gesagt. Wie seht ihr das?

Dominik Fischli: Der Motorsport hat für mich schon eine grosse Priorität, aber dass alles andere nur Warten ist? Nein, für mich liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen. Ab Saisonbeginn hat das Rennfahren natürlich eine grosse Bedeutung, aber ich habe auch noch eine Freundin und möchte nicht, dass sie davonläuft…

Alexander Fach: Für mich ist Motorsport das Heiligtum und kommt an erster Stelle. Im Moment muss ich mich aber noch auf meine Ausbildung besinnen, die ich hoffentlich bald abschliessen werde. Bis dahin ist es so 50:50. Ich darf beides nicht vernachlässigen, auch wenn im Motorsport für mich jetzt wichtige Schritte kommen.

 

Nach zwei erfolgreichen Jahren im GT3 Cup: Wie sieht eure weitere Karriereplanung aus?

Alexander Fach: Ich fahre im Carrera Cup Deutschland, die Gespräche mit den Teams sehen gut aus. Dort will ich mich weiterentwickeln und noch näher an die Profis herankommen.

Dominik Fischli: Ich bleibe dem Langstreckensport treu und gehe in der neuen Saison mit einem Porsche 911 GT3 R in der GT World Challenge an den Start.

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Welche Träume möchtet ihr euch als Rennfahrer noch verwirklichen?

Dominik Fischli: Das 24-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps ist sicher ein grosses Ding. Danach schauen wir mal. Auch die 24-Stunden-Nürburgring-Rennen wären noch etwas.

Alexander Fach: Diese Rennen möchte ich in Zukunft auch mal bestreiten. Mein grösster Wunsch aber ist es, einmal die Langstreckenklassiker in Le Mans und Daytona zu gewinnen – das wäre das Nonplusultra.

 

Kehrt ihr noch mal zu den 24 Stunden von Dubai zurück?

Alexander Fach: Wir waren von der Pace her so gut dabei – trotz des Startunfalls lag Platz zwei in der Klasse in Reichweite. Das können wir so nicht einfach auf uns sitzen lassen!

Dominik Fischli: Definitiv! Das war für mich ein unglaubliches Erlebnis. Diese Atmosphäre in der Wüste und die Strecke mit der Skyline von Dubai im Hintergrund – ich habe die vielen Eindrücke noch immer nicht ganz verarbeitet. Für mich war es das coolste Rennen, das ich je gefahren bin.